Drink don't drive

Kreative Tips vom laotischen Verkehrsministerium:

Drink don't drive

Ich würde ja sagen, da fehlt ein Komma.

Nebenbei kann die große Mehrheit der Zielgruppe auch weder mit dem Glas was anfangen noch hat sie ein Auto, geschweige denn so eine breite Karre. Da sollte eine Beer-Lao-Flasche und ein Moped drauf sein.

Zeichen und Wunder

… sie geschehen noch!

Halb fertige Straße

Kaum komm ich heim, haben die doch tatsächlich die lang ersehnte Straßenbefestigung halb fertig! Die ganze Spur von weit hinter unserem Haus bis vor zur Kreuzung ist betoniert. Heißt jetzt erst mal, dass wir drüben beim Wasserwerk parken müssen (die sehen das zum Glück sehr entspannt, wenn man ihr Betriebsgelände als Parkplatz missbraucht), weil auch geländegängigere Autos als unseres diese 30 cm-Betonschwelle mit auf der anderen Seite rausstehenden Armiereisen nicht schaffen, aber immerhin: in zwei Wochen soll’s ganz fertig sein, und der Staub ist schon spürbar weniger geworden.

Was das leider auch heißt, ist, dass wir die Katzen gerade im Haus einsperren müssen. Vor anderthalb Monaten ist Dasha spurlos verschwunden, und die neue, die die Maeban gleich mitgebracht hat, war auch nach zwei Wochen wieder weg – und das bei reduziertem Verkehr draußen. Weggelaufen sind sie sicher nicht, überfahren ist auch unwahrscheinlich, da bleiben noch die chinesischen Straßenarbeiter. An deren Stelle würde ich ja auch lieber die fetten, geimpften Hauskatzen grillen als irgendwelche mageren Straßenviecher, die nach Müll schmecken.

Team Dai Challenge 2017, Tag 5

Ich muss mich korrigieren bezüglich des chinesischen Gentleman-Bikers gestern: das war kein Trike sondern ein echtes Fahrrad, bloß mit recht hoch angesetzten “Not-Stützrädern”, die das Ding am Umfallen hindern sollen, wenn es steht. Als es im dunklen in der “Garage” stand, konnte man das nicht so richtig erkennen. Hier sieht man das noch mal komplett. Ich durfte auch mal eine Platzrunde drehen – reichlich gewöhnungsbedürftig, aber wenn es mal in Schwung ist, fährt es erstaunlich gut. Bild hat’s leider nur vom Besitzer:

China-Reiserad

Dann gleich wieder Berge hochklettern in der Morgensonne. In Phonsavan war es früh noch eine ganze Weile unangenehm kalt gewesen, aber Phou Khoun war angenehmer, obwohl es hier angeblich das ganze Jahr über nicht so heiß wird.

Team Bergauf

Bei Gelegenheit gibt’s noch Bilder aus einer ordentlichen Kamera: zweites Begleitfahrzeug war nämlich schon vom zweiten Tag an das von Michael aus Belgien, mit seinen Eltern drin. Die hatten ihm, spontan wie sie mit ihren um die 70 so sind, kurzfristig angekündigt, dass sie vorbei kommen, da war die Tour aber schon geplant und so sind sie zu diesem Job gekommen, der ihnen aber offenbar Spaß gemacht hat, trotz des Geeiers mit der fehlenden Genehmingung.

Fotos vom Team

Unterwegs hat Pany, Leos Fußballcoach und Fahrer im Begleittruck, noch diese Maden irgendwo aufgetrieben, die man aus einer Art Bambus rauspuhlen muss. Durchaus lecker.

Maden zum essen

Wie üblich großes Hallo am Straßenrand.

Familie winkt

Zum Abschluss gab’s erst mal 50 km kleinere Hügel, dann eine fantastische Abfahrt über 20 km, und fast die ganze Höhe auf der anderen Talseite wieder rauf. Das ganze auf der Nationalroute 13, die früher die einzige Verbindung nach Luang Prabang war, aber heute wegen einer neueren und weniger kurvigen Straße nur noch sehr wenig befahren wird. Angenehm zu fahren, aber in den Tälern schon höllisch heiß. Schattentemperaturen haben wir keine, aber einer mit Thermometer im Fahrradcomputer hat 42 Grad gemessen.

Endlich in Luang Prabang: Willkommen im Joma-Café; Ginny, die eigentlich auch die ganze Strecke fahren wollte, aber nach dem zweiten Tag wegen Herzproblemen ausgestiegen ist, arbeitet für die und hat das organisiert.

Team-Dai-Kuchen

Team Dai Challenge 2017, Tag 3

Kurze Zusammenfassung, ist schon spät.

Phostück Frühstück mit Pho und Reis

Regen im Truck Um wieder nach Tha Vieng zu kommen, wo wir gestern schon hin wollten, müssten wir noch ein paar Stunden Truck fahren, das war ein Riesenumweg. Dabei ging natürlich gleich erst mal ein Wolkenbruch runter.

Unter der Plane Zum Glück ist auch da schnell Abhilfe geschaffen. Diese Planen gibts überall auf dem Märkten.

Staub Abwechselnd Regen und Staub, wie üblich.

Kokosbiker Witzige Begegnung unterwegs: zwei verrückte Thais im vollen Radler-Ornat aber mit Helmen aus geschnitzter Kokosnuss.

Nach dem Downhill Nach dem Mittagessen endlich los, direkt 900m Aufstieg und eine fette Abfahrt.

Aussicht Die Aussicht ohne Radler im Weg

Sonnenuntergang Radeln in den Sonnenuntergang, ließ sich leider nicht vermeiden, weil der Lastwagen so lang gebraucht hat.

UXO affected areas in Laos Nach der Ankunft in Phonsavan noch schnell ein Besuch bei der Quality of Life Association, die wir sponsoren. Die haben da eine kleine Ausstellung zu ihrer Arbeit, z.B. diese Karte, wo in Laos nicht explodierte Munition rumliegt.

Team Dai Challenge 2017, Tag 4

War ein anstrengender Tag heute. Knapp 130 km mit ca. 2300 Höhenmetern, was sich landschaftlich aber voll gelohnt hat.

Abfahrt in Phonesavan Vor der Abfahrt in Phonesavan.

Baumblüten Blühende Bäume an der Strecke

Aussicht Schon in der Provinz Luang Prabang

Panorama Panorama

Downhill Traum-Downhills. Nicht so die Sorte zum 70 fahren und hoffen, dass keine großen Schlaglöcher kommen, sondern enge Serpentinen, die man relativ gemütlich runterrauschen und sich dabei die Berge angucken kann.

Selbstbautrike Am Abend im chinesischen Hostel in Phoukoun haben wir noch diesen Typen getroffen, der mit seinen schätzungsweise Mitte 60, weißem Hemd, Weste und Goldrandbrille Typ “asiatischer Intellektueller” so überhaupt nicht nach Radler aussieht und in Wirklichkeit der Hardcore-Radreisende ist. Sein Trike, mit dem er von Yunnan in Südchina bis hierher gefahren ist und worin er normal auch schläft, hat er aus Edelstahl und Fahrradteilen selbst gebaut. Es wiegt leer 130 kg, mit Gepäck an die 200. Was er mal gearbeitet hat und wie er auf die Idee kam, haben wir nicht mehr rausgekriegt, will er nur Chinesisch spricht. Die meiste Kommunikation ging über die Wirtin, für das nach Lao übersetzt hat und Gabor aus Ungarn, der von seinen vier Jahren China noch ein bisschen was kann.

Team Dai Challenge 2017, Tag 1+2

Ich sitze gerade mit 15 mann auf einem Pritschenwagen Richtung Pakxan und habe ein bisschen Zeit zum bloggen. Lastwagen nach Pakxan

Gestern war ich zu fertig, um noch mehr zu machen als ein paar Fotos rauszusuchen. Nachdem ich im Flugzeug nicht geschlafen hatte, ging das ins Bett gehen gegen 15 Uhr deutscher Zeit zum Glück ganz gut. Halb fünf dann wieder aufstehen, noch die Lampen und den Fahrradcomputer ans neue Rad umbauen, um die andern am Patouxai zu treffen und um sechs zu starten. Es fährt sich schon besser an kühlen Morgen, obwohl es die Tage noch angenehm bewölkt ist.

Werbeeinblendung Lorenz macht Werbung für Hinterncreme. Noch braucht sie keiner, aber heute Abend wird das schon anders aussehen.

Nach Norden raus über Tha Ngon und Hat Kiang war noch alles asfaltiert, dann ging es los mit den Dirt Roads. Erste Rast

Die waren so 30 km auch ganz akzeptabel. Dann wurde es etwas technischer bis stellenweise unpassierbar für den Durchschnitts-Mountainbiker. So sieht das aus, wenn die Regenzeit weniger freundlich mit der Straße umgegangen ist und sie zeitweise in ein Flussbett verwandelt hat. Was man da nicht so gut sieht, sind die z.T. metertiefen ausgewaschenen Spalten zwischendrin. Praktischerweise ist diese hier schon ein paar Jahre in dem Zustand, so dass sich nebendran einige schöne Singletrails gebildet haben. Kaputte Landstraße

Sturz Technisch auch etwas anspruchsvoller. Mein blaues Auge, wo ich etwas spontanen Bodenkontakt hatte, hat sich heute erst richtig ausgebildet.

Schussfahrt Ging ziemlich aufwärts, aber dafür gabs vor dem Etappenziel Long Xan auch noch eine ordentliche Abfahrt.

Alte Laotin Kurz vor dem Ort noch eine witzige Begegnung. Eine extrem bucklige Frau schlecht zu schätzenden Alters wollte unbedingt mit uns reden. Als wir schon die besten Lao-Sprecher vor schicken wollten, stellte sich raus, dass sie ordentlich Englisch spricht - gerade bei Leuten in dem Alter extrem selten. Sie hatte vor 40 Jahren mal in Australien gewohnt. “I was number six, nine brothers and sisters. Today, I’m the last one. All these are their grandchildren. I have back pain, leg pain, bad ears, all kaputt. But I’m happy here.”

Speisekarte Endlich im Guesthouse. Wenn man die Speisekarte mit Alligator und lecker pikantem Eichhörnchenhack anschaut, merkt man! die tiefe Provinz ist nur eine Rad-Tagereise entfernt.

Reisfelder Am nächsten Tag gings um halb sieben los. Landschaftlich schon sehr schön …

Steigung … aber auch bald sehr anstrengend. Hier ging es noch asfaltiert hoch, das hatte sich aber auch nach ein paar Kilometern erledigt.

Panorama Dafür immer noch hübschere Aussichten.

Grundschule Man merkt, dass in den Dörfern hier selten was los ist. Unser kommen war ein Riesenspektakel, hier schaut die ganze Grundschule an der Straße zu.

Schiebestrecke An solchen diesen Steigungen zieht sich die Gruppe immer sehr auseinander, so dass dann immer schon das halbe Dorf auf den Beinen ist, wenn der erste durch ist.

Zuschauer Auch hier in Viengkeo hat sich gleich ein Haufen Zuschauer eingefunden.

Kinder Wenn man genau hinschaut, sieht man hier schon den Unterschied im Aussehen zu den Lao: hier ist Hmong-Gebiet. Die Hmong leben außer in Laos auch in Vietnam, China und (wohl noch nicht so lang) Thailand und haben ein schwieriges Verhältnis mit den meisten anderen Völkern da. Ursprünglich stammen sie aus dem Bergland, wo sie sich wohl wegen der Malariafreiheit angesiedelt hatten, und sind keine Buddhisten sondern Animisten. Damit waren sie den Leuten aus dem Tiefland immer schon suspekt und hatten entsprechend unter Rassismus zu leiden. Im Vietnamkrieg haben sie sich wahrscheinlich nach dem Motto “der Feind meines Feindes” auf die Seite der USA gestellt und hatten damit nach dessen Ende erst Recht bei den Siegern verkackt. Die meisten laotischen Flüchtlinge in den USA sind Hmong, und einer der dortigen Anführer wollte die hier immer wieder aufflammenden Unruhen in den 90ern sogar zum Sturz der Regierung nutzen. Heute werden gern mal chinesische Geschäftsleute oder auch Arbeiter von einem der diversen Staudammprojekte überfallen, woraufhin die Regierung üblicherweise das Militär schickt und auch wenig Interesse hat, dass dessen Methoden allzu öffentlich werden.

Aus diesem Grund kamen auch gleich der Ortsvorsteher und ein paar Polizisten an und meinen, wegen “Problemen” ginge hier ohne Sondergenehmigung erst mal nix weiter. Die hatte uns niemand gesagt dass wir bräuchten (wir hatten schon Long Chieng von der Route gestrichen, weil die Genehmigung so schnell nicht zu bekommen war), deswegen hatten wir keine, und umkehren war die einzige Option. Das hätten wir zurück nur radelnd nicht mehr geschafft, deswegen haben wir uns zwei kleine LKW gechartert, was hier zum Glück recht einfach ist, und die fahren uns und die Räder jetzt nach Pakxan.

Schade. War aber trotzdem eine sehr schöne Etappe. Und beim warten auf die Verhandlungen mit den Dorfoberen war noch Zeit zum fotografieren.

Kind mit Teller

Mit der Aussicht auf mehrere Stunden auf der ziemlich überfüllten Ladefläche haben sich alle noch schnell im Dorfladen mit Kissen eingedeckt. War eine ziemlich gute Idee.

Kissenkauf

Flugsicherheit

Bevor es übermorgen los geht auf dem Rad, muss ich erst noch nach Laos zurück. Einen Tag verspätet, weil ich mal wieder den Termin verpeilt habe. Und zwar mit Etihad – häufig die billigsten auf der Route, aber eine sehr angenehme Fluggesellschaft. Die sind auch so mit die ersten, die sich den ganzen “Handy aus”-Zirkus schenken: bei Start und Landung muss alles im Flugmodus sein, aber nachher haben sie eine Nanozelle an Bord, man darf WLAN benutzen und kriegt damit sogar Internet an Bord. Das ist irgendein T-Mobile-Hotspot, den sie da benutzen, und interessanter als auch noch in der Luft rumzusurfen, sind natürlich die Systeme an Bord.

Immerhin scheinen sie die einzelnen WLAN-Clients leidlich voneinander getrennt zu haben. Es gibt ein oberflächlich eher uninteressantes Gateway und einen Webserver, der mit nmap leuchtet wie ein Christbaum: vsftpd 3.0.2, SSH, ein nginx namens “PAC Web Server”, rsync(!) und mysql (5.3.12-MariaDB)(!!) sind weit offen und melden brav ihre Versionen. Wenn das mal alles ordentlich aktuell gehalten (und natürlich nach jedem Patch wieder von irgendeinem Zertifizierungsgremium abgenommen) wird!

Dann gibt’s da ein Captcha, wenn man Internetzugriff kaufen will, das sieht so aus:

Captcha

Wird auch erklärt, warum das wichtig ist: “By requiring the input of the security code, we can ensure that this is not a computer generated action.”. Aha. Gut, ein Laptop aus einer Generation, die schon™ WLAN hat, dürfte nicht mehr als ein paar Sekunden damit verbringen, das zu knacken, aber wenn sie meinen … Das Captcha hat folgende URL:

http://www.etihadwi-fly.com/captcha/img/?c_length=3&n_lines=0&c_color=%23000000%2C%23000000%2C%23000000%2C%23000000%2C%23000000&img_width=200&img_height=65&img_bgcolor=%23eceaea&sign=&sign_color=%2399cccc&pert=0&sid=0be47d910f81a5ff81005f780bace42c

Cool, GET-Parameter. Mal gucken, wie das hundertmal größer aussieht: img_width=2000&img_height=650? “ERROR 502: Bad Gateway.” Schade. War vielleicht zu viel. Zehnmal vielleicht? 2000x65 und gleich noch “c_length=30&n_lines=10” setzen:

Großes Captcha

Man überprüft wohl die Parameter, dass das Produkt nicht zu groß wird und einen DOS per zu-viel-RAM-allozieren erlaubt. Und wenn’s zu wenig ist…? 10x10 geht (man sieht halt nix vom Text); 20000x2 braucht ca. 20s und geht manchmal. Wenn es nicht geht: ERROR 500: Internal Server Error. Oops. 200000x1 macht zuverlässig 500er.

Auch c_length wird nicht wirklich validiert. “c_length=32000” dauert schon fast eine Minute, auch wenn die Grafiklibrary wohl ordentlich clippt.

Wahrscheinlich ist die Zahl der Sehbehinderten, die surfen wollen, deutlich größer als die derjenigen, die böswillig OCR-Software an Bord schmuggeln, denn mit dem Parameter pert hätten sie sogar schon die Möglicheit gehabt, den Text etwas verzerren zu lassen.

Danach war ich jetzt zu faul zum weiter schnüffeln und habe den “Middle East Cyclist” gelesen (was net all’ gibt!), aber das werd ich mir bei Gelegenheit™ schon noch mal weiter anschauen.

Team Dai Challenge 2017: geht los

Logo Team Dai Ein Jahr ist es schon her seit der letzten Tour, und die Vorbereitungen für die Team Dai Challenge 2017. sind wieder im Gange. Diesmal ist es das 10-jährige Jubiläum der Tour und wir haben eine besondere Route, sowohl was die Anstrengung als angeblich auch die Schönheit angeht: VientianeLouangphabang1 via Long Cheng.

Und so sieht sie aus, die Route: 600 km in 5 Tagen mit bis zu 4500 Höhenmetern pro Tag!

Team ໄດ້ 2017

Quality of Life Association Einen guten Zweck gibt’s natürlich auch wieder, und zwar diesmal die Quality of Life Association Xieng Khouang. Die arbeiten mit Behinderten, insbesondere Streubombenopfern und deren Communities in der Provinz Xieng Khouang, um denen eine medizinische Versorgung, Prothesen, Ausbildung und einen Lebensunterhalt zu ermöglichen.

In Deutschland ist das ja nahezu unbekannt, was in Laos während des Vietnamkriegs los war und bis heute ist. Offiziell war das Land bis 1975 noch Königreich und am Krieg gar nicht beteiligt. Allerdings hatten sie mit den Pathet Lao (“Laotische Nation”2) auch ihre eigene Guerrilla, die mit den Nordvietnamesen eng zusammengearbeitet hat. Der Ho-Chi-Minh-Pfad, über den die Nordvietnamesen ihren Nachschub organisiert haben, lief zu einem großen Teil über die östlichen Teile von Laos. Darum haben die USA ab 1962 sowohl mit der royalistischen Regierung als auch antikommunistischen Guerrillas zusammengearbeitet, die ausgebildet und große Teile des Landes mit Bombenteppichen überzogen. Damals hatte sich die Ansicht noch nicht so durchgesetzt, dass man bei Bedarf einfach irgendwo hinfliegen und Leute bombardieren darf, da haben Pedanten noch auf Formalitäten wie eine Kriegserklärung Wert gelegt. Darum hat die CIA das vor der Öffentlichkeit und größtenteils sogar dem eigenen Kongress geheim gehalten.

Long Cheng, wo wir auch vorbei fahren, ist der Ort aus “Amerikas Geheimer Krieg in Laos” (auf Englisch “The Most Secret Place on Earth”), von dem aus die CIA die meisten Bombardierungen und Ausbildung der Guerrilla organisiert hat und der dadurch zeitweise zur zweitgrößten Stadt in Laos wurde, aber auf keiner Karte verzeichnet war. Unglaublich eigentlich, dass das so geheim geklappt hat, bei der Dimension der Operation: es finden sich etwas widersprüchliche Zahlen, ob das jetzt etwas mehr oder etwas weniger Bomben waren als von allen Alliierten zusammen im zweiten Weltkrieg über Europa abgeworfen wurden, aber die Größenordnung ist die gleiche, etwa zwei Millionen Tonnen. Im Schnitt eine Flugzeugladung alle acht Minuten, 24/7, über neun Jahre hinweg.

Einiges davon waren so Vierteltonner und größeres, deren Krater bis heute zu sehen sind. Xieng Khouang bomb craters by PhotAsia on Flickr, under CC BY License Bomb craters by peacemaking.com

Davon gibt es auch noch haufenweise Blindgänger, aber obwohl die Leute gern mal versuchen, die selber zu entschärfen um sie als Altmetall zu verkaufen, ist das der einfachere Teil, sie davon abzuhalten. Ab und zu geht mal eine spontan hoch, aber das ist selten: Xepon bomb crater by Gergyl under CC BY SA License Meistens klappt das ja auch mit dem Entschärfen, wenn man’s richtig macht. Die Reste sind derartig ubiquitär in den Provinzen, die werden z.T. als Baumaterial genommen. Hier in Vientiane sieht man das nicht so oft, aber dieser Zaun ist z.B. auf Leos Schulweg:

Munition Das hat sicher jemand aus der Provinz mitgebracht, denn hier in der Hauptstadt haben sie sie ja nichts direkt abgekriegt, aber außerhalb sieht man das oft.

Das schlimmere sind die Streubomben3. Die verteilen jede ein paar tausend Mini-Bomben über eine große Fläche, und üblicherweise explodieren ca. 30% der Teile nicht, zumal wenn man die in ein Reisfeld mit matschigem Untergrund wirft, und erst recht dann, wenn das aus geringer Höhe passiert, weil z.B. die Flugzeuge ihre Ziele nicht gefunden haben und vor dem landen in Thailand noch schnell irgendwo ihre Bomben loswerden mussten, damit die nicht den Flughafen platt machen, wenn bei der Landung etwas schief geht. Die müssen eine gewisse Fallhöhe haben, um die Zünder scharf zu schalten, und wenn man die unterschreitet, werden es auch mal 100% Blindgänger. Heißt natürlich nicht, dass die nicht nach ein paar Jahren im Boden doch scharf werden könnten und dann ihren ursprünglichen Zweck erfüllen: pro Stück in einem Radius von etwa 30 m alles umzubringen. So sehen sie dann aus:

Photo by peacemaking.com

Zu sehen sind sie eh nicht richtig, aber wenn sie denn jemand sieht, könnten es auch gut ein paar alte Petanque-Bälle sein. Petanque ist extrem beliebt hier; das ist das einzige Spiel, wo Laos zumindest in der Asien-Liga mal Goldmedaillen holt. Und die Kinder ziehen in den Provinzen eh ständig im Wald rum, deshalb gibt es da auch heute noch alle paar Wochen Verletze und Tote, wenn mal wieder eins einen “Ball” gefunden hat. Selbst wenn man da in extrem aufwändiger und gefährlicher Kleinarbeit die Munitionsräumer alles hat absuchen lassen, kann man immer noch nicht sicher sein: in den Reisfeldern können sie zu tief liegen, um gefunden zu werden, aber dann irgendwann wieder an die Oberfläche kommen, und woanders gelangen sie in der Regenzeit mit den Überschwemmungen auch wieder hunderte von Metern weiter auf schon geräumtes Gelände.

Von den Dingern liegen in Laos immer noch grob 80 Millionen in der Erde, und in den 20 Jahren, die internationale Organisationen hier räumen helfen, sind ca. 1% (ja, eins!) davon unschädlich gemacht worden. Laos hat auf ca. zwei Dritteln der Fläche von Deutschland weniger als sieben Millionen Einwohner, ist also sehr dünn besiedelt. Aber in den betroffenen Provinzen fehlt den Leuten trotzdem schlicht das Land, um genug Landwirtschaft zu betreiben. Was sie an Reisfeldern haben, wird bearbeitet, aber die zu erweitern, ist zu gefährlich. Deshalb arbeitet die Quality of Life Association auch nicht nur mit den Überlebenden sondern auch mit den ganzen Dörfern, denen sonst nur die Alternativen “zu wenig anbauen und arm bleiben” und “mehr umpflügen und vielleicht morgen draufgehen” bleiben.

Falls jemand was spenden will – ich schreib das ja hier nicht ausschließlich zur seichten Unterhaltung! – haben wir eine Spendenseite bei Gofundme. Allerdings wollen die auch ihre Prozente haben, drum bietet sich aus Deutschland eher eine Überweisung an; das geht dann zu 100% an die Stiftung. Mit dem Betreff “Team Dai 2017” an:

Matthias Bethke
IBAN DE27711500000024685927
Sparkasse Rosenheim


  1. Besser bekannt als Luang Prabang aufgrund der alten Schreibweise “ຫຼວງພຣະບາງ”. Nach der Revolution 1975 gab’s hier eine Rechtschreibreform, mit der viele unlogische bzw. nur aus der Etymologie verständliche Schreibweisen wie im Thai abgeschafft und insbesondere sämtliche R rausgeschmissen wurden, weil die Laoten die im Gegensatz zu den Thais sowieso nicht aussprechen. Nachdem ich kürzlich mein Perl-Modul für Lao veröffentlicht habe, das u. a. auch Romanisierung macht, nehme ich jetzt natürlich die Standard-Romanisierung der aktuellen. Außer natürlich bei Vientiane, denn mit “Viang-chan” kann ja niemand was anfangen. ↩︎

  2. “Pathet” sagt man allgemein als eine Art Präfix, wenn ein Land gemeint ist und nicht z.B. die Sprache – “Pathet Tai” ist Thailand, “Pathet Jalaman” Deutschland. ↩︎

  3. ABC hat darüber speziell in Laos eine Doku auf YouTube ↩︎

Server kaputt

Ausgerechnet wenn wir in Myanmar sind, dem einzigen Land in der Gegend, wo Internet noch neuerlahmer ist als in Laos, muss mein Server kaputt gehen. D.h. sie haben wohl das Motherboard getauscht, so steht’s im Control Center, aber er bootet halt nicht mehr weiter als bis zum initramfs. Software-RAID1 geht noch, LUKS auch, LVM findet auch seine Volumes, aber die gehen dann nicht mehr zu mounten. No such file or directory –das Device-File ist aber definitiv da. Vom Rescue-System aus geht’s. Mal sehen, ob irgendein Kernel-Update da die initrd-Konfig zerschossen hat oder das neue Motherboard schuld ist.

Sobald das hier öffentlich ist, tut’s eh wieder :)

Update: jetzt hab ich mich einen halben Tag mit dem teuren und vollkommen unbrauchbaren KVM-over-IP-Teil von SoYouStart rumgeärgert, bloß um rauszufinden, was ich mit dem Rescue-System auch hätte finden können: es gab zwei unabhängige Probleme:

  • zum einen hat der aktuelle Distro-Kernel wohl kein ext4 mehr einkompiliert, aber das Modul wird im initramfs auch nicht automatisch geladen. Ein modprobe ext4 beseitigt den No such file or directory-Fehler.

  • durch den Motherboard-Wechsel hat sich natürlich die MAC des einzigen Netzwerkports geändert, wodurch mir udev jetzt eine neue eth1 angelegt hat. Die Bridge, die die IP-Adressen hält, weiß bloß nix von eth1, deswegen komme ich in das intramfs noch rein, aber später antwortet die Kiste nicht mehr. m(

So, und kaum habe ich das jetzt herausgefunden, bootet er wieder nicht. Schlauerweise bekommt das Monitoring-System das mit, wenn man ein Rescue-System zum booten ausgewählt hat und die Kiste nach ein paar Minuten nicht pingt. Jetzt haben sie angeblich irgendeinen “electrical connector” gefixt, und interessanterweise geht Netboot jetzt, aber HD immer noch nicht.

Staubland

Die Regenzeit ist schon eine Weile rum. Das ist auch faszinierend, wie Laos es schafft, gleichzeitig schlammig und staubig zu sein, aber jetzt ist’s nur staubig. Gibt schöne Effekte morgens. Morgenstaub

Die Wetterdienste melden auch gelegentlich Nebel, obwohl es schon lang nicht mehr annähernd feucht genug dafür ist. Kann man aber verstehen. Nachtstaub

Die Baustelle vor dem Haus macht’s nicht besser. Das Loch, das sie während unseres Urlaubs im Juli gegraben haben, ist immer noch offen; immerhin haben sie jetzt auf der ganzen Länge der Straße (die ist lang!) ordentliche Kanalisation verlegt. Dieser Tage ist tatsächlich auch mal ein Betonmischer in der Nähe gesehen worden, es kann sich also nur noch um Monate handeln, bis da tatsächlich mal ein Straßenbelag drauf kommt. Bis dahin kippen sie immer mal wieder Wasser aus einem Takwagen drauf, damit es eine Stunde lang etwas weniger staubt und dafür die Straße noch schneller Schlaglöcher kriegt. Wenn die dann so krass geworden sind, dass es Stau gibt, weil die Leute ihrer Federung zuliebe Schritttempo fahren, kommt wieder der Straßenhobel und macht alles glatt und extrastaubig.

Tagesstaub