Nebenbei kann die große Mehrheit der Zielgruppe auch weder mit dem Glas was
anfangen noch hat sie ein Auto, geschweige denn so eine breite Karre. Da sollte
eine Beer-Lao-Flasche und ein Moped drauf sein.
Kaum komm ich heim, haben die doch tatsächlich die lang ersehnte
Straßenbefestigung halb fertig! Die ganze Spur von weit hinter unserem Haus bis
vor zur Kreuzung ist betoniert. Heißt jetzt erst mal, dass wir drüben beim
Wasserwerk parken müssen (die sehen das zum Glück sehr entspannt, wenn man ihr
Betriebsgelände als Parkplatz missbraucht), weil auch geländegängigere Autos als
unseres diese 30 cm-Betonschwelle mit auf der anderen Seite rausstehenden Armiereisen nicht
schaffen, aber immerhin: in zwei Wochen soll’s ganz fertig sein, und der Staub
ist schon spürbar weniger geworden.
Was das leider auch heißt, ist, dass wir die Katzen gerade im Haus einsperren
müssen. Vor anderthalb Monaten ist Dasha spurlos verschwunden, und die neue, die
die Maeban gleich mitgebracht hat, war auch nach zwei Wochen wieder weg –
und das bei reduziertem Verkehr draußen. Weggelaufen sind sie sicher nicht,
überfahren ist auch unwahrscheinlich, da bleiben noch die chinesischen
Straßenarbeiter. An deren Stelle würde ich ja auch lieber die fetten, geimpften
Hauskatzen grillen als irgendwelche mageren Straßenviecher, die nach Müll
schmecken.
Ich muss mich korrigieren bezüglich des chinesischen Gentleman-Bikers gestern:
das war kein Trike sondern ein echtes Fahrrad, bloß mit recht hoch angesetzten
“Not-Stützrädern”, die das Ding am Umfallen hindern sollen, wenn es steht. Als
es im dunklen in der “Garage” stand, konnte man das nicht so richtig erkennen. Hier
sieht man das noch mal komplett. Ich durfte auch mal eine Platzrunde drehen
– reichlich gewöhnungsbedürftig, aber wenn es mal in Schwung ist, fährt
es erstaunlich gut. Bild hat’s leider nur vom Besitzer:
Dann gleich wieder Berge hochklettern in der Morgensonne. In Phonsavan war es
früh noch eine ganze Weile unangenehm kalt gewesen, aber Phou Khoun war
angenehmer, obwohl es hier angeblich das ganze Jahr über nicht so heiß wird.
Bei Gelegenheit gibt’s noch Bilder aus einer ordentlichen Kamera: zweites
Begleitfahrzeug war nämlich schon vom zweiten Tag an das von Michael aus
Belgien, mit seinen Eltern drin. Die hatten ihm, spontan wie sie mit ihren um
die 70 so sind, kurzfristig angekündigt, dass sie vorbei kommen, da war die Tour
aber schon geplant und so sind sie zu diesem Job gekommen, der ihnen aber
offenbar Spaß gemacht hat, trotz des Geeiers mit der fehlenden Genehmingung.
Unterwegs hat Pany, Leos Fußballcoach und Fahrer im Begleittruck, noch diese
Maden irgendwo aufgetrieben, die man aus einer Art Bambus rauspuhlen muss.
Durchaus lecker.
Wie üblich großes Hallo am Straßenrand.
Zum Abschluss gab’s erst mal 50 km kleinere Hügel, dann eine fantastische
Abfahrt über 20 km, und fast die ganze Höhe auf der anderen Talseite
wieder rauf. Das ganze auf der Nationalroute 13, die früher die einzige
Verbindung nach Luang Prabang war, aber heute wegen einer neueren und weniger
kurvigen Straße nur noch sehr wenig befahren wird. Angenehm zu fahren, aber in
den Tälern schon höllisch heiß. Schattentemperaturen haben wir keine, aber einer
mit Thermometer im Fahrradcomputer hat 42 Grad gemessen.
Endlich in Luang Prabang: Willkommen im Joma-Café; Ginny, die eigentlich auch
die ganze Strecke fahren wollte, aber nach dem zweiten Tag wegen Herzproblemen
ausgestiegen ist, arbeitet für die und hat das organisiert.
Um wieder nach Tha Vieng zu kommen, wo wir gestern schon hin wollten, müssten wir noch ein paar Stunden Truck fahren, das war ein Riesenumweg. Dabei ging natürlich gleich erst mal ein Wolkenbruch runter.
Zum Glück ist auch da schnell Abhilfe geschaffen. Diese Planen gibts überall auf dem Märkten.
Abwechselnd Regen und Staub, wie üblich.
Witzige Begegnung unterwegs: zwei verrückte Thais im vollen Radler-Ornat aber mit Helmen aus geschnitzter Kokosnuss.
Nach dem Mittagessen endlich los, direkt 900m Aufstieg und eine fette Abfahrt.
Die Aussicht ohne Radler im Weg
Radeln in den Sonnenuntergang, ließ sich leider nicht vermeiden, weil der Lastwagen so lang gebraucht hat.
Nach der Ankunft in Phonsavan noch schnell ein Besuch bei der Quality of Life Association, die wir sponsoren. Die haben da eine kleine Ausstellung zu ihrer Arbeit, z.B. diese Karte, wo in Laos nicht explodierte Munition rumliegt.
War ein anstrengender Tag heute. Knapp 130 km mit ca. 2300 Höhenmetern, was sich landschaftlich aber voll gelohnt hat.
Vor der Abfahrt in Phonesavan.
Blühende Bäume an der Strecke
Schon in der Provinz Luang Prabang
Panorama
Traum-Downhills. Nicht so die Sorte zum 70 fahren und hoffen, dass keine großen Schlaglöcher kommen, sondern enge Serpentinen, die man relativ gemütlich runterrauschen und sich dabei die Berge angucken kann.
Am Abend im chinesischen Hostel in Phoukoun haben wir noch diesen Typen getroffen, der mit seinen schätzungsweise Mitte 60, weißem Hemd, Weste und Goldrandbrille Typ “asiatischer Intellektueller” so überhaupt nicht nach Radler aussieht und in Wirklichkeit der Hardcore-Radreisende ist. Sein Trike, mit dem er von Yunnan in Südchina bis hierher gefahren ist und worin er normal auch schläft, hat er aus Edelstahl und Fahrradteilen selbst gebaut. Es wiegt leer 130 kg, mit Gepäck an die 200. Was er mal gearbeitet hat und wie er auf die Idee kam, haben wir nicht mehr rausgekriegt, will er nur Chinesisch spricht. Die meiste Kommunikation ging über die Wirtin, für das nach Lao übersetzt hat und Gabor aus Ungarn, der von seinen vier Jahren China noch ein bisschen was kann.
Ich sitze gerade mit 15 mann auf einem Pritschenwagen Richtung Pakxan und habe ein bisschen Zeit zum bloggen.
Gestern war ich zu fertig, um noch mehr
zu machen als ein paar Fotos rauszusuchen.
Nachdem ich im Flugzeug nicht geschlafen hatte, ging das ins Bett gehen gegen 15 Uhr deutscher Zeit zum Glück ganz gut. Halb fünf dann wieder aufstehen, noch die Lampen und den Fahrradcomputer ans neue Rad umbauen, um die andern am Patouxai zu treffen und um sechs zu starten. Es fährt sich schon besser an kühlen Morgen, obwohl es die Tage noch angenehm bewölkt ist.
Lorenz macht Werbung für Hinterncreme. Noch braucht sie keiner, aber heute Abend wird das schon anders aussehen.
Nach Norden raus über Tha Ngon und Hat Kiang war noch alles asfaltiert, dann ging es los mit den Dirt Roads.
Die waren so 30 km auch ganz akzeptabel. Dann wurde es etwas technischer bis stellenweise unpassierbar für den Durchschnitts-Mountainbiker. So sieht das aus, wenn die Regenzeit weniger freundlich mit der Straße umgegangen ist und sie zeitweise in ein Flussbett verwandelt hat. Was man da nicht so gut sieht, sind die z.T. metertiefen ausgewaschenen Spalten zwischendrin. Praktischerweise ist diese hier schon ein paar Jahre in dem Zustand, so dass sich nebendran einige schöne Singletrails gebildet haben.
Technisch auch etwas anspruchsvoller. Mein blaues Auge, wo ich etwas spontanen Bodenkontakt hatte, hat sich heute erst richtig ausgebildet.
Ging ziemlich aufwärts, aber dafür gabs vor dem Etappenziel Long Xan auch noch eine ordentliche Abfahrt.
Kurz vor dem Ort noch eine witzige Begegnung. Eine extrem bucklige Frau schlecht zu schätzenden Alters wollte unbedingt mit uns reden. Als wir schon die besten Lao-Sprecher vor schicken wollten, stellte sich raus, dass sie ordentlich Englisch spricht - gerade bei Leuten in dem Alter extrem selten. Sie hatte vor 40 Jahren mal in Australien gewohnt. “I was number six, nine brothers and sisters. Today, I’m the last one. All these are their grandchildren. I have back pain, leg pain, bad ears, all kaputt. But I’m happy here.”
Endlich im Guesthouse. Wenn man die Speisekarte mit Alligator und lecker pikantem Eichhörnchenhack anschaut, merkt man! die tiefe Provinz ist nur eine Rad-Tagereise entfernt.
Am nächsten Tag gings um halb sieben los. Landschaftlich schon sehr schön …
… aber auch bald sehr anstrengend. Hier ging es noch asfaltiert hoch, das hatte sich aber auch nach ein paar Kilometern erledigt.
Dafür immer noch hübschere Aussichten.
Man merkt, dass in den Dörfern hier selten was los ist. Unser kommen war ein Riesenspektakel, hier schaut die ganze Grundschule an der Straße zu.
An solchen diesen Steigungen zieht sich die Gruppe immer sehr auseinander, so dass dann immer schon das halbe Dorf auf den Beinen ist, wenn der erste durch ist.
Auch hier in Viengkeo hat sich gleich ein Haufen Zuschauer eingefunden.
Wenn man genau hinschaut, sieht man hier schon den Unterschied im Aussehen zu den Lao: hier ist Hmong-Gebiet. Die Hmong leben
außer in Laos auch in Vietnam, China und (wohl noch nicht so lang) Thailand und haben ein schwieriges Verhältnis mit den meisten anderen Völkern da. Ursprünglich stammen sie aus dem Bergland, wo sie sich wohl wegen der Malariafreiheit angesiedelt hatten, und sind keine Buddhisten sondern Animisten. Damit waren sie den Leuten aus dem Tiefland immer schon suspekt und hatten entsprechend unter Rassismus zu leiden. Im Vietnamkrieg haben sie sich wahrscheinlich nach dem Motto “der Feind meines Feindes” auf die Seite der USA gestellt und hatten damit nach dessen Ende erst Recht bei den Siegern verkackt. Die meisten laotischen Flüchtlinge in den USA sind Hmong, und einer der dortigen Anführer wollte die hier immer wieder aufflammenden Unruhen in den 90ern sogar zum Sturz der Regierung nutzen. Heute werden gern mal chinesische Geschäftsleute oder auch Arbeiter von einem der diversen Staudammprojekte überfallen, woraufhin die Regierung üblicherweise das Militär schickt und auch wenig Interesse hat, dass dessen Methoden allzu öffentlich werden.
Aus diesem Grund kamen auch gleich der Ortsvorsteher und ein paar Polizisten an und meinen, wegen “Problemen” ginge hier ohne Sondergenehmigung erst mal nix weiter. Die hatte uns niemand gesagt dass wir bräuchten (wir hatten schon Long Chieng von der Route gestrichen, weil die Genehmigung so schnell nicht zu bekommen war), deswegen hatten wir keine, und umkehren war die einzige Option. Das hätten wir zurück nur radelnd nicht mehr geschafft, deswegen haben wir uns zwei kleine LKW gechartert, was hier zum Glück recht einfach ist, und die fahren uns und die Räder jetzt nach Pakxan.
Schade. War aber trotzdem eine sehr schöne Etappe. Und beim warten auf die Verhandlungen mit den Dorfoberen war noch Zeit zum fotografieren.
Mit der Aussicht auf mehrere Stunden auf der ziemlich überfüllten Ladefläche haben sich alle noch schnell im Dorfladen mit Kissen eingedeckt. War eine ziemlich gute Idee.
Bevor es übermorgen los geht auf dem Rad, muss ich erst noch nach Laos zurück.
Einen Tag verspätet, weil ich mal wieder den Termin verpeilt habe. Und zwar mit
Etihad – häufig die billigsten auf der Route, aber eine sehr angenehme
Fluggesellschaft. Die sind auch so mit die ersten, die sich den ganzen “Handy
aus”-Zirkus schenken: bei Start und Landung muss alles im Flugmodus sein, aber
nachher haben sie eine Nanozelle an Bord, man darf WLAN benutzen und kriegt
damit sogar Internet an Bord. Das ist irgendein T-Mobile-Hotspot, den sie da
benutzen, und interessanter als auch noch in der Luft rumzusurfen, sind
natürlich die Systeme an Bord.
Immerhin scheinen sie die einzelnen WLAN-Clients leidlich voneinander getrennt
zu haben. Es gibt ein oberflächlich eher uninteressantes Gateway und einen
Webserver, der mit nmap leuchtet wie ein Christbaum: vsftpd
3.0.2, SSH, ein nginx namens “PAC Web Server”, rsync(!) und mysql
(5.3.12-MariaDB)(!!) sind weit offen und melden brav ihre Versionen. Wenn das
mal alles ordentlich aktuell gehalten (und natürlich nach jedem Patch wieder von
irgendeinem Zertifizierungsgremium abgenommen) wird!
Dann gibt’s da ein Captcha, wenn man Internetzugriff kaufen will, das sieht so
aus:
Wird auch erklärt, warum das wichtig ist: “By requiring the input of the
security code, we can ensure that this is not a computer generated
action.”. Aha. Gut, ein Laptop aus einer Generation, die schon™
WLAN hat, dürfte nicht mehr als ein paar Sekunden damit verbringen, das zu
knacken, aber wenn sie meinen … Das Captcha hat folgende URL:
Cool, GET-Parameter. Mal gucken, wie das hundertmal größer aussieht:
img_width=2000&img_height=650? “ERROR 502: Bad Gateway.” Schade. War
vielleicht zu viel. Zehnmal vielleicht? 2000x65 und gleich noch “c_length=30&n_lines=10”
setzen:
Man überprüft wohl die Parameter, dass das Produkt nicht zu groß wird
und einen DOS per zu-viel-RAM-allozieren erlaubt. Und wenn’s zu wenig ist…?
10x10 geht (man sieht halt nix vom Text); 20000x2 braucht ca. 20s und geht
manchmal. Wenn es nicht geht: ERROR 500: Internal Server Error. Oops. 200000x1
macht zuverlässig 500er.
Auch c_length wird nicht wirklich validiert. “c_length=32000” dauert
schon fast eine Minute, auch wenn die Grafiklibrary wohl ordentlich clippt.
Wahrscheinlich ist die Zahl der Sehbehinderten, die surfen wollen, deutlich
größer als die derjenigen, die böswillig OCR-Software an Bord schmuggeln, denn
mit dem Parameter pert hätten sie sogar schon die Möglicheit gehabt,
den Text etwas verzerren zu lassen.
Danach war ich jetzt zu faul zum weiter schnüffeln und habe den “Middle East
Cyclist” gelesen (was net all’ gibt!), aber das werd ich mir bei
Gelegenheit™ schon noch mal weiter anschauen.
Ein Jahr ist es schon her seit der letzten Tour, und die Vorbereitungen für die
Team Dai Challenge 2017.
sind wieder im Gange. Diesmal ist es das 10-jährige Jubiläum der Tour und wir
haben eine besondere Route, sowohl was die Anstrengung als angeblich auch die
Schönheit angeht: Vientiane–Louangphabang1 via Long Cheng.
Und so sieht sie aus, die Route: 600 km in 5 Tagen mit bis zu 4500 Höhenmetern
pro Tag!
Einen guten Zweck gibt’s natürlich auch wieder, und zwar diesmal die Quality of
Life Association Xieng Khouang. Die
arbeiten mit Behinderten, insbesondere Streubombenopfern und deren Communities
in der Provinz Xieng Khouang, um denen eine medizinische Versorgung, Prothesen,
Ausbildung und einen Lebensunterhalt zu ermöglichen.
In Deutschland ist das ja nahezu unbekannt, was in Laos während des
Vietnamkriegs los war und bis heute ist. Offiziell war das Land bis 1975 noch
Königreich und am Krieg gar nicht beteiligt. Allerdings hatten sie mit den
Pathet Lao (“Laotische Nation”2) auch ihre eigene Guerrilla, die mit den
Nordvietnamesen eng zusammengearbeitet hat. Der Ho-Chi-Minh-Pfad, über den die
Nordvietnamesen ihren Nachschub organisiert haben, lief zu einem großen Teil
über die östlichen Teile von Laos. Darum haben die USA ab 1962 sowohl mit der royalistischen Regierung
als auch antikommunistischen Guerrillas zusammengearbeitet, die ausgebildet und
große Teile des Landes mit Bombenteppichen überzogen. Damals hatte sich die
Ansicht noch nicht so durchgesetzt, dass man bei Bedarf einfach irgendwo
hinfliegen und Leute bombardieren darf, da haben Pedanten noch auf Formalitäten wie
eine Kriegserklärung Wert gelegt. Darum hat die CIA das vor der Öffentlichkeit
und größtenteils sogar dem eigenen Kongress geheim gehalten.
Long Cheng, wo wir auch vorbei
fahren, ist der Ort aus “Amerikas Geheimer Krieg in Laos” (auf Englisch “The Most Secret
Place on Earth”), von dem aus die CIA die meisten Bombardierungen und Ausbildung
der Guerrilla organisiert hat und der dadurch zeitweise zur zweitgrößten Stadt
in Laos wurde, aber auf keiner Karte verzeichnet war. Unglaublich eigentlich,
dass das so geheim geklappt hat, bei der Dimension der Operation: es finden sich
etwas widersprüchliche Zahlen, ob das jetzt etwas mehr oder etwas weniger Bomben
waren als von allen Alliierten zusammen im zweiten Weltkrieg über Europa
abgeworfen wurden, aber die Größenordnung ist die gleiche, etwa zwei Millionen
Tonnen. Im Schnitt eine Flugzeugladung alle acht Minuten, 24/7, über neun
Jahre hinweg.
Einiges davon waren so Vierteltonner und größeres, deren Krater bis heute zu sehen sind.
Davon gibt es auch noch haufenweise Blindgänger, aber obwohl die Leute gern mal
versuchen, die selber zu entschärfen um sie als Altmetall zu verkaufen, ist das
der einfachere Teil, sie davon abzuhalten. Ab und zu geht mal eine spontan hoch,
aber das ist selten:
Meistens klappt das ja auch mit dem Entschärfen, wenn man’s richtig macht. Die
Reste sind derartig ubiquitär in den Provinzen, die werden z.T. als Baumaterial
genommen. Hier in Vientiane sieht man das nicht so oft, aber dieser Zaun ist
z.B. auf Leos Schulweg:
Das hat sicher jemand aus der Provinz mitgebracht, denn hier in der Hauptstadt haben
sie sie ja nichts direkt abgekriegt, aber außerhalb sieht man das oft.
Das schlimmere sind die Streubomben3. Die verteilen jede ein paar
tausend Mini-Bomben über eine große Fläche, und üblicherweise explodieren ca.
30% der Teile nicht, zumal wenn man die in ein Reisfeld mit matschigem
Untergrund wirft, und erst recht dann, wenn das aus geringer Höhe passiert, weil
z.B. die Flugzeuge ihre Ziele nicht gefunden haben und vor dem landen in
Thailand noch schnell irgendwo ihre Bomben loswerden mussten, damit die nicht
den Flughafen platt machen, wenn bei der Landung etwas schief geht. Die müssen
eine gewisse Fallhöhe haben, um die Zünder scharf zu schalten, und wenn man die
unterschreitet, werden es auch mal 100% Blindgänger. Heißt natürlich nicht, dass
die nicht nach ein paar Jahren im Boden doch scharf werden könnten und dann
ihren ursprünglichen Zweck erfüllen: pro Stück in einem Radius von etwa
30 m alles umzubringen. So sehen sie dann aus:
Zu sehen sind sie eh nicht richtig, aber wenn sie denn jemand sieht, könnten es
auch gut ein paar alte Petanque-Bälle sein. Petanque ist extrem beliebt hier;
das ist das einzige Spiel, wo Laos zumindest in der Asien-Liga mal Goldmedaillen
holt. Und die Kinder ziehen in den Provinzen eh ständig im Wald rum, deshalb
gibt es da auch heute noch alle paar Wochen Verletze und Tote, wenn mal wieder
eins einen “Ball” gefunden hat. Selbst wenn man da in extrem aufwändiger und
gefährlicher Kleinarbeit die Munitionsräumer alles hat absuchen lassen, kann man
immer noch nicht sicher sein: in den Reisfeldern können sie zu tief liegen, um
gefunden zu werden, aber dann irgendwann wieder an die Oberfläche kommen, und
woanders gelangen sie in der Regenzeit mit den Überschwemmungen auch wieder
hunderte von Metern weiter auf schon geräumtes Gelände.
Von den Dingern liegen in Laos immer noch grob 80 Millionen in der Erde, und in
den 20 Jahren, die internationale Organisationen hier räumen helfen, sind ca. 1%
(ja, eins!) davon unschädlich gemacht worden. Laos hat auf ca. zwei Dritteln der
Fläche von Deutschland weniger als sieben Millionen Einwohner, ist also sehr
dünn besiedelt. Aber in den betroffenen Provinzen fehlt den Leuten trotzdem
schlicht das Land, um genug Landwirtschaft zu betreiben. Was sie an Reisfeldern
haben, wird bearbeitet, aber die zu erweitern, ist zu gefährlich. Deshalb
arbeitet die Quality of Life Association auch nicht nur mit den Überlebenden
sondern auch mit den ganzen Dörfern, denen sonst nur die Alternativen “zu wenig
anbauen und arm bleiben” und “mehr umpflügen und vielleicht morgen draufgehen”
bleiben.
Falls jemand was spenden will – ich schreib das ja hier nicht
ausschließlich zur seichten Unterhaltung! – haben wir eine Spendenseite
bei Gofundme. Allerdings
wollen die auch ihre Prozente haben, drum bietet sich aus Deutschland eher eine
Überweisung an; das geht dann zu 100% an die Stiftung. Mit dem Betreff “Team Dai
2017” an:
Besser bekannt als Luang Prabang aufgrund der alten
Schreibweise “ຫຼວງພຣະບາງ”. Nach der Revolution 1975 gab’s hier eine
Rechtschreibreform, mit der viele unlogische bzw. nur aus der Etymologie
verständliche Schreibweisen wie im Thai abgeschafft und insbesondere sämtliche R
rausgeschmissen wurden, weil die Laoten die im Gegensatz zu den Thais sowieso
nicht aussprechen. Nachdem ich kürzlich mein Perl-Modul für
Lao veröffentlicht habe, das
u. a. auch Romanisierung macht, nehme ich jetzt natürlich die
Standard-Romanisierung der aktuellen. Außer natürlich bei Vientiane, denn mit
“Viang-chan” kann ja niemand was anfangen. ↩︎
“Pathet” sagt man allgemein als eine Art Präfix, wenn ein Land gemeint
ist und nicht z.B. die Sprache – “Pathet Tai” ist Thailand, “Pathet
Jalaman” Deutschland. ↩︎
Ausgerechnet wenn wir in Myanmar sind, dem einzigen Land in der Gegend, wo
Internet noch neuerlahmer ist als in Laos, muss mein
Server kaputt gehen. D.h. sie haben wohl das Motherboard getauscht, so steht’s
im Control Center, aber er bootet halt nicht mehr weiter als bis zum initramfs.
Software-RAID1 geht noch, LUKS auch, LVM findet auch seine Volumes, aber die
gehen dann nicht mehr zu mounten. No such file or directory –das
Device-File ist aber definitiv da. Vom Rescue-System aus geht’s. Mal sehen, ob
irgendein Kernel-Update da die initrd-Konfig zerschossen hat oder das neue
Motherboard schuld ist.
Sobald das hier öffentlich ist, tut’s eh wieder :)
Update: jetzt hab ich mich einen halben Tag mit dem teuren und vollkommen
unbrauchbaren KVM-over-IP-Teil von SoYouStart rumgeärgert, bloß um rauszufinden,
was ich mit dem Rescue-System auch hätte finden können: es gab zwei unabhängige
Probleme:
zum einen hat der aktuelle Distro-Kernel wohl kein ext4 mehr einkompiliert,
aber das Modul wird im initramfs auch nicht automatisch geladen. Ein
modprobe ext4 beseitigt den No such file or directory-Fehler.
durch den Motherboard-Wechsel hat sich natürlich die MAC des einzigen
Netzwerkports geändert, wodurch mir udev jetzt eine neue eth1 angelegt hat.
Die Bridge, die die IP-Adressen hält, weiß bloß nix von eth1, deswegen komme
ich in das intramfs noch rein, aber später antwortet die Kiste nicht mehr. m(
So, und kaum habe ich das jetzt herausgefunden, bootet er wieder nicht.
Schlauerweise bekommt das Monitoring-System das mit, wenn man ein Rescue-System
zum booten ausgewählt hat und die Kiste nach ein paar Minuten nicht pingt. Jetzt
haben sie angeblich irgendeinen “electrical connector” gefixt, und
interessanterweise geht Netboot jetzt, aber HD immer noch nicht.
Die Regenzeit ist schon eine Weile rum. Das ist auch faszinierend, wie Laos es
schafft, gleichzeitig schlammig und staubig zu sein, aber jetzt ist’s nur staubig.
Gibt schöne Effekte morgens.
Die Wetterdienste melden auch gelegentlich Nebel, obwohl es schon lang nicht
mehr annähernd feucht genug dafür ist. Kann man aber verstehen.
Die Baustelle vor dem Haus macht’s nicht besser. Das Loch, das sie während
unseres Urlaubs im Juli gegraben haben, ist immer noch offen; immerhin haben sie
jetzt auf der ganzen Länge der Straße (die ist lang!) ordentliche Kanalisation
verlegt. Dieser Tage ist tatsächlich auch mal ein Betonmischer in der Nähe
gesehen worden, es kann sich also nur noch um Monate handeln, bis da tatsächlich
mal ein Straßenbelag drauf kommt. Bis dahin kippen sie immer mal wieder Wasser
aus einem Takwagen drauf, damit es eine Stunde lang etwas weniger staubt und
dafür die Straße noch schneller Schlaglöcher kriegt. Wenn die dann so krass
geworden sind, dass es Stau gibt, weil die Leute ihrer Federung zuliebe
Schritttempo fahren, kommt wieder der Straßenhobel und macht alles glatt und
extrastaubig.