Team Dai Challenge 2017: geht los

Logo Team Dai Ein Jahr ist es schon her seit der letzten Tour, und die Vorbereitungen für die Team Dai Challenge 2017. sind wieder im Gange. Diesmal ist es das 10-jährige Jubiläum der Tour und wir haben eine besondere Route, sowohl was die Anstrengung als angeblich auch die Schönheit angeht: VientianeLouangphabang1 via Long Cheng.

Und so sieht sie aus, die Route: 600 km in 5 Tagen mit bis zu 4500 Höhenmetern pro Tag!

Team ໄດ້ 2017

Quality of Life Association Einen guten Zweck gibt’s natürlich auch wieder, und zwar diesmal die Quality of Life Association Xieng Khouang. Die arbeiten mit Behinderten, insbesondere Streubombenopfern und deren Communities in der Provinz Xieng Khouang, um denen eine medizinische Versorgung, Prothesen, Ausbildung und einen Lebensunterhalt zu ermöglichen.

In Deutschland ist das ja nahezu unbekannt, was in Laos während des Vietnamkriegs los war und bis heute ist. Offiziell war das Land bis 1975 noch Königreich und am Krieg gar nicht beteiligt. Allerdings hatten sie mit den Pathet Lao (“Laotische Nation”2) auch ihre eigene Guerrilla, die mit den Nordvietnamesen eng zusammengearbeitet hat. Der Ho-Chi-Minh-Pfad, über den die Nordvietnamesen ihren Nachschub organisiert haben, lief zu einem großen Teil über die östlichen Teile von Laos. Darum haben die USA ab 1962 sowohl mit der royalistischen Regierung als auch antikommunistischen Guerrillas zusammengearbeitet, die ausgebildet und große Teile des Landes mit Bombenteppichen überzogen. Damals hatte sich die Ansicht noch nicht so durchgesetzt, dass man bei Bedarf einfach irgendwo hinfliegen und Leute bombardieren darf, da haben Pedanten noch auf Formalitäten wie eine Kriegserklärung Wert gelegt. Darum hat die CIA das vor der Öffentlichkeit und größtenteils sogar dem eigenen Kongress geheim gehalten.

Long Cheng, wo wir auch vorbei fahren, ist der Ort aus “Amerikas Geheimer Krieg in Laos” (auf Englisch “The Most Secret Place on Earth”), von dem aus die CIA die meisten Bombardierungen und Ausbildung der Guerrilla organisiert hat und der dadurch zeitweise zur zweitgrößten Stadt in Laos wurde, aber auf keiner Karte verzeichnet war. Unglaublich eigentlich, dass das so geheim geklappt hat, bei der Dimension der Operation: es finden sich etwas widersprüchliche Zahlen, ob das jetzt etwas mehr oder etwas weniger Bomben waren als von allen Alliierten zusammen im zweiten Weltkrieg über Europa abgeworfen wurden, aber die Größenordnung ist die gleiche, etwa zwei Millionen Tonnen. Im Schnitt eine Flugzeugladung alle acht Minuten, 24/7, über neun Jahre hinweg.

Einiges davon waren so Vierteltonner und größeres, deren Krater bis heute zu sehen sind. Xieng Khouang bomb craters by PhotAsia on Flickr, under CC BY License Bomb craters by peacemaking.com

Davon gibt es auch noch haufenweise Blindgänger, aber obwohl die Leute gern mal versuchen, die selber zu entschärfen um sie als Altmetall zu verkaufen, ist das der einfachere Teil, sie davon abzuhalten. Ab und zu geht mal eine spontan hoch, aber das ist selten: Xepon bomb crater by Gergyl under CC BY SA License Meistens klappt das ja auch mit dem Entschärfen, wenn man’s richtig macht. Die Reste sind derartig ubiquitär in den Provinzen, die werden z.T. als Baumaterial genommen. Hier in Vientiane sieht man das nicht so oft, aber dieser Zaun ist z.B. auf Leos Schulweg:

Munition Das hat sicher jemand aus der Provinz mitgebracht, denn hier in der Hauptstadt haben sie sie ja nichts direkt abgekriegt, aber außerhalb sieht man das oft.

Das schlimmere sind die Streubomben3. Die verteilen jede ein paar tausend Mini-Bomben über eine große Fläche, und üblicherweise explodieren ca. 30% der Teile nicht, zumal wenn man die in ein Reisfeld mit matschigem Untergrund wirft, und erst recht dann, wenn das aus geringer Höhe passiert, weil z.B. die Flugzeuge ihre Ziele nicht gefunden haben und vor dem landen in Thailand noch schnell irgendwo ihre Bomben loswerden mussten, damit die nicht den Flughafen platt machen, wenn bei der Landung etwas schief geht. Die müssen eine gewisse Fallhöhe haben, um die Zünder scharf zu schalten, und wenn man die unterschreitet, werden es auch mal 100% Blindgänger. Heißt natürlich nicht, dass die nicht nach ein paar Jahren im Boden doch scharf werden könnten und dann ihren ursprünglichen Zweck erfüllen: pro Stück in einem Radius von etwa 30 m alles umzubringen. So sehen sie dann aus:

Photo by peacemaking.com

Zu sehen sind sie eh nicht richtig, aber wenn sie denn jemand sieht, könnten es auch gut ein paar alte Petanque-Bälle sein. Petanque ist extrem beliebt hier; das ist das einzige Spiel, wo Laos zumindest in der Asien-Liga mal Goldmedaillen holt. Und die Kinder ziehen in den Provinzen eh ständig im Wald rum, deshalb gibt es da auch heute noch alle paar Wochen Verletze und Tote, wenn mal wieder eins einen “Ball” gefunden hat. Selbst wenn man da in extrem aufwändiger und gefährlicher Kleinarbeit die Munitionsräumer alles hat absuchen lassen, kann man immer noch nicht sicher sein: in den Reisfeldern können sie zu tief liegen, um gefunden zu werden, aber dann irgendwann wieder an die Oberfläche kommen, und woanders gelangen sie in der Regenzeit mit den Überschwemmungen auch wieder hunderte von Metern weiter auf schon geräumtes Gelände.

Von den Dingern liegen in Laos immer noch grob 80 Millionen in der Erde, und in den 20 Jahren, die internationale Organisationen hier räumen helfen, sind ca. 1% (ja, eins!) davon unschädlich gemacht worden. Laos hat auf ca. zwei Dritteln der Fläche von Deutschland weniger als sieben Millionen Einwohner, ist also sehr dünn besiedelt. Aber in den betroffenen Provinzen fehlt den Leuten trotzdem schlicht das Land, um genug Landwirtschaft zu betreiben. Was sie an Reisfeldern haben, wird bearbeitet, aber die zu erweitern, ist zu gefährlich. Deshalb arbeitet die Quality of Life Association auch nicht nur mit den Überlebenden sondern auch mit den ganzen Dörfern, denen sonst nur die Alternativen “zu wenig anbauen und arm bleiben” und “mehr umpflügen und vielleicht morgen draufgehen” bleiben.

Falls jemand was spenden will – ich schreib das ja hier nicht ausschließlich zur seichten Unterhaltung! – haben wir eine Spendenseite bei Gofundme. Allerdings wollen die auch ihre Prozente haben, drum bietet sich aus Deutschland eher eine Überweisung an; das geht dann zu 100% an die Stiftung. Mit dem Betreff “Team Dai 2017” an:

Matthias Bethke
IBAN DE27711500000024685927
Sparkasse Rosenheim


  1. Besser bekannt als Luang Prabang aufgrund der alten Schreibweise “ຫຼວງພຣະບາງ”. Nach der Revolution 1975 gab’s hier eine Rechtschreibreform, mit der viele unlogische bzw. nur aus der Etymologie verständliche Schreibweisen wie im Thai abgeschafft und insbesondere sämtliche R rausgeschmissen wurden, weil die Laoten die im Gegensatz zu den Thais sowieso nicht aussprechen. Nachdem ich kürzlich mein Perl-Modul für Lao veröffentlicht habe, das u. a. auch Romanisierung macht, nehme ich jetzt natürlich die Standard-Romanisierung der aktuellen. Außer natürlich bei Vientiane, denn mit “Viang-chan” kann ja niemand was anfangen. ↩︎

  2. “Pathet” sagt man allgemein als eine Art Präfix, wenn ein Land gemeint ist und nicht z.B. die Sprache – “Pathet Tai” ist Thailand, “Pathet Jalaman” Deutschland. ↩︎

  3. ABC hat darüber speziell in Laos eine Doku auf YouTube ↩︎