Bevor es jetzt mit der Arbeit wieder los geht, habe ich letztes Wochenende noch
schnell den ersten richtigen Ausflug aus der Stadt raus unternommen – hab
ja bisher noch nicht viel gesehen von Laos. Also bin ich mit Frank, einem
kürzlich angekommenen Kollegen von Cristina, aufs Rad gestiegen und wir haben
uns am Mekong entlang einen Weg nach Süden gesucht. Vor allem seit ich
rausgekriegt habe, dass OSMand auch die Satelliten- bzw.
Luftbilder von Microsoft Earth als Kartenoverlay zeigen kann, sucht es sich ganz
gut: wo es einen bekannten Weg gibt, lässt man sich leiten, und sonst guckt man,
ob es da etwas gibt, das per Bergradl befahrbar aussieht.
Außerhalb der Stadt wird’s recht schnell recht ländlich. Zehn Radlminuten von
uns zu Hause liegen schon die Wasserbüffel im Matsch (das Bild ist von vor zwei
Wochen; bei denen sind wir jetzt nicht vorbei gekommen):
Mountainbikes will man schon haben, sobald man sich von der Hauptstraße
wegbewegt. Auch was als Landstraße kategorisiert ist, ist selten mehr als
fester Schotter, und noch kleineres würde in Deutschland gerade noch als
Behelfsfeldweg durchgehen.
Mehr oder weniger gemütlich kommt man dann durch die Felder da hin, wo man auch
auf der Hauptstraße hätte hin fahren können: die Lao-Thai Friendship Bridge, wo
über den Mekong weg der Grenzübergang ist. Den haben wir links liegen lassen,
denn wir haben bisher nur Single Entry Visa. Man soll in Nong Khai auf der
Thai-Seite dufte einkaufen können, so exotisches Zeug wie Auflaufformen, das man
in Vientiane nicht findet, aber dann hätten sie uns nachher nicht wieder rein
gelassen.
Etwas weiter am Fluss entlang kommt man nach Thadeua, dem Ort, nach dem hier
auch die Hauptstraße benannt ist. D.h. in Vientiane ist sie noch Hauptstraße mit
zwei Spuren in jeder Richtung und richtig ordentlich asfaltiert, während sie
sich kurz nach der Abfahrt zur Grenze wieder in eine kleine, staubige Dorfstraße
verwandelt. Da sind wir nur noch wegen einer Sehenswürdigkeit hin gefahren, dem
Buddha Park. Da hat in den 50er
Jahren ein Künstler Dutzende von Buddha- und $HINDUGOTT-Statuen aus Stahlbeton hingestellt, von
etwa 1m groß …
… bis zu diesem 40m-Koloss:
Was hier aussieht, als hätte man einen Vietnamkriegs-Bunker ein bisschen
verziert, ist der “Große Kürbis”:
Ich habe die religiöse Signifikanz von Kürbissen im Buddhismus noch nicht ganz
verstanden, aber auf jeden Fall hat dieser hier drei Ebenen, die mit Figuren
versehen sind und Himmel, Erde und Hölle darstellen. Na ja, grad so, wie man sich
das vorstellt: freundliches Weibsvolk im Himmel (der fehlende Kopf rechts
scheint eher eine Alterserscheinung zu sein) …
… und ziemlich ungemütlich in der Hölle.
Der Rückweg sollte dann über diverse wenig kartierte Straßen nach Norden vom
Fluss weg und dann nach Westen über die Thatluang Marsh weg zurück gehen.
Während die Wege bisher zwar rau aber durchaus gut befahrbar waren, musste jetzt
natürlich ein kräftiger Regenschauer durchziehen. Der ließ sich bei einem
Beer Lao in einer der ubiquitären Minischänken am Straßenrand zwar gut abwarten
(nicht dass es nicht warm genug gewesen wäre, auch im strömenden Regen zu
fahren, aber wenn man einen Grund sucht …), aber die weitere Strecke
sah dann etwa so aus:
Immerhin sind die vorher futschneuen Räder jetzt gut eingefahren :)
Gesamtstrecke knapp 65 km – normalerweise ein Nachmittagsausflug, aber bei
dem Wetter und Straßen schon OK für den Anfang. Die nächste Tour Richtung Berge
ist schon angedacht. Da muss man dann zwar übernachten, aber mit knapp
100 km einfach kommt man schon in Gegenden, die landschaftlich wie
klimatisch ein bisschen vielfältiger sein sollten. Müssen wir auf jeden Fall
noch machen, bevor die Regenzeit voll anfängt.
Selbiger geht mit klarem Vorsprung an die Inhaber der Email-Adresse, die ich
gerade beim OpenStreetMap-Mappen gefunden habe:
vnemba.la@gmail.com. Ja, “emba” steht für
“embassy”.
Hab gerade mal Sgit für Android ausprobiert. Wenn man erst raus hat, welches git-URL-Format akzeptiert wird, funktioniert das recht hübsch, sogar mit Pubkey-Authentication. Jetzt geht auch die letzte Sache, die übliche Blogs dem Chronicle noch voraus hatten, dass man nämlich auch mal eben von unterwegs (also unterwegs ohne Laptop) was schreiben kann.
Zum ausprobieren noch ein Handy-Foto von neulich. So Engrish-Stilblüten gibt es hier reichlich; am besten finde ich ja immer die chinesischen Spielsachen, aber da poste ich noch mal extra eine Sammlung.
Die Regenzeit hat dieses Jahr lang auf sich warten lassen; bisher hatte es
tagsüber immer bis zu 38 Grad und geregnet hat es nur ab und zu mal. Gestern
kam dann schon ein ziemlicher Sturm auf und obwohl wir noch trocken nach Hause
gekommen sind, hat es dann nachts angefangen und heute Morgen hat es das erste
Mal gegossen. Mit dem weiterhin gemieteten Moped (die Papiere von unserem
2nd-Hand-Stinker sind immer noch nicht fertig) habe ich Cristina und Leo zur
Arbeit bzw. Schule gebracht und wir sind mit unseren Regenjacken ziemlich nass
geworden. Mein deutsches Fahrrad-Regencape hatte ich noch überlegt mitzunehmen,
es dann aber da gelassen, weil ich mir dachte, das würde eh zu heiß. Stimmt
auch fürs Fahrrad – die wenigen Leute, die hier radeln, sind alle ohne
unterwegs, aber auf dem Motorrad benutzen sie alle sowas ähnliches. Na ja, kalt
war’s immerhin nicht.
Bei der großen Hitze hatte wir schon überlegt, in ansonsten bisher unbenuzten
Carport einen “Swimming pool” (AKA besseres Planschbecken) zu installieren. Dank
eines tollen “Features” der Häuser in dieser Reihe erledigt das der Regen jetzt
quasi von alleine: das vordere Dach hat wie so ziemlich alle keine Dachrinne, so
dass das Wasser direkt vor’s Haus läuft. Innerhalb der Schwelle, die den
Carport vom gemeinsamen Hof trennt natürlich, so dass schon nach zehn Minuten
Regen einiges da rein läuft, und nach einer Weile steht er dann etwa fünf
Zentimeter tief unter Wasser.
Unser Carpool - Bitte nicht vom Beckenrand springen!
Eigentlich heißt sie Dasha (“Даша”, um einen auf noch dickere UTF8-Hose zu
machen), aber so (etwa /dasa/) dürfte das in Lao halbwegs angenähert sein;
die haben ein /tʃ/ aber kein /ʂ/ oder /ʃ/. Leo ist jetzt noch schwerer ins Bett
zu kriegen, wenn er mit seinem neuen 12 Wochen alten Kätzchen spielen kann.
Ich lass das jetzt mit dem schönen fränkisch-laotischen Domainnamen, es bleibt
bei blog.towiski.de. Eine Dot-LA-Domain kostet 75
US-Taler im Jahr, bloß weil irgendwelche Hipster aus Los Angeles meinen,
das wäre ihre Stadt-Domain:
.LA has become a popular extension to represent Los
Angeles, and it’s also a ccTLD (country code top level domain) and the internet
country code for Laos.
"and it's also", eh?
Die Dot-EC-Registry hat ja ähnliche Preise, aber die haben wenigstens noch die
Entschuldigung, dass ihre Prozesse in den 50er Jahren des letzten Jahrtausends
stehen geblieben sind. Die drucken eingegangene Registrierungen erst mal aus,
bevor irgendein armer Tippsklave die wieder in den Nameserver eingeben darf.
Aber wenn die Volksrepublik™ Laos halt auch so eine Firma mit
Briefkasten auf britischen Kanalinseln ihre ccTLD fahren lässt …
Vorgestern sind wir jetzt endlich eingezogen. Das war noch eine ziemliche
Rennerei, die Basics wie etwas Geschirr, Handtücher, Bettzeug, Putzlappen und so
zu besorgen – bei 35 Grad im Schatten (gefühlte 43 laut irgendeinem
Internet-Wetterdienst) und mit den üblichen Motorradtaxis.
Die kennen wir ja als Trisikad aus den Philippinen. Hier hören sie wie in
Thailand auf den Namen Tuktuk und sind etwas mehr “customized”: während die
Filipinos normalerweise einfach ein dickes chinesisches Motorrad nehmen und
einen größeren überdachten Beiwagen dranschrauben, bauen sie hier einen
richtigen Rahmen, wo der Vorderteil von einem Motorrad mit Sitz und Tank dran
kommt, und manchmal ein etwas größerer Motorradmotor oder aber einer von einem
kleinen Auto. Da passen etwas mehr Leute rein, ohne sie wie in den Philippinen
üblich gleich zu stapeln und auf dem Dach unterzubringen.
Laut, langsam und heiß sind sie genauso, und nervigerweise in Vientiane auch
noch zu Wucherpreisen. In Cuba z.B. ist das ja normal (oder war es zumindest vor
ein paar Jahren), dass es einen offiziellen Einheimischen-Preis gibt und einen
Touri-Preis. Hier ist das nicht offiziell so, aber in touristischeren Bezirken
sind sich die Fahrer offenbar alle einig, dass Falangs grundsätzlich das
zehnfache bezahlen. So wird man leicht 40–50€ los, wenn man mehrere
Fahrten am Tag machen muss. Jetzt haben wir immerhin geschafft, ein Fahrrad für
Cristina zu besorgen und ein gebrauchtes Moped. Mein Fahrrad muss ich noch
bestellen, weil ich was mit etwas besseren Komponenten wollte, als hier
üblicherweise selbst bei dem Franzosen vorrätig ist, der den kompetentesten
Fahrradhandel betreibt und nebenbei das nationale Radrennsportteam trainiert.
Der hat zwar recht schicke Rennräder, aber an Mountainbikes nur den üblichen
Ranz mit Shimano Acera und so, den alle fahren.
Jetzt fallen schon langsam ein paar nervige Details am Haus auf: die
Fensterrahmen haben sie angestrichen und dabei großzügig auch gleich noch Farbe
aufs Glas geschmiert, die wahrscheinlich nie wieder raus geht; die Waschmaschine
ist genauso alt und ranzig wie die Moskitonetze, und ein paar Meter weiter am Flussufer ist eine kleine
Müllkippe. Aber das wird schon. Also bis auf die Müllkippe jedenfalls. Die
Gegend ist es schon wert. Hier der Blick von der Terrasse:
… und aus dem Arbeitszimmer Richtung Thailand (der Mekong ist die
Grenze):
Leo hat auch schon einen ganzen Haufen Kumpels gefunden. Bin gespannt, wann er
richtig mit Lao anfängt.
Heute war etwas Zeit zum Sehenswürdigkeiten angucken. Nach dem Frühstück war
allerdings erst mal Poolzeit, dann etwas rumorganisieren (Cristina hat morgen
ihren ersten “richtigen” Arbeitstag hier im Büro) und noch eine ganze Weile
lass-uns-noch-warten-is-so-verdammt-heiß-Zeit; nachdem wir uns dann zum Aufbruch
per Mietfahrrad ($2 am Tag) entschlossen hatten, mussten da noch die zwei am
wenigsten kaputten ausgesucht, aufgepumpt und erfolglos die Sattelhöhe des
meinigen einzustellen versucht werden, so dass es am Ende nur noch für eine
kleine Stadtrundfahrt und das Patouxai, den Vientianer Triumphbogen, gereicht
hat.
Diesen massiven Bau hat das laotische Königshaus Ende der 50er mit dem Zement
gebaut, den sie von den Amis zum Bau eines Flughafens geliefert bekommen hatten.
Da steckt zwar offensichtlich viel Beton drin, aber für das Haus des einen oder anderen
Hofschranzen wird’s schon auch noch gereicht haben.
Von oben hat man angeblich den besten Blick auf Vientiane, deswegen will ich
euch den nicht vorenthalten. Das ist auch schon etwa die halbe Stadt, was man da
sieht, arg groß ist das wirklich nicht. Ich habe den Verdacht, dass der Blick
von den zwei Antennenmasten im Hintergrund noch etwas besser sein könnte, aber
das muss ich noch rauskriegen, wie man da rauf kommt.
Ach, ehe ich’s vergesse: wir haben ein Haus! Gestern haben wir eine Anzahlung
gemacht und morgen können wir hoffentlich den Mietvertrag unterschreiben. Alle
sagen, man soll sich damit Zeit lassen – immerhin haben wir uns einen
Nachmittag gegeben. Mit einem Immobilienfuzzi, der Kollegen von Cristina schon
ein Haus besorgt hatte, sind wir ein bisschen rumgefahren und haben uns eine
Handvoll “Objekte” angeschaut, von der sonst ganz netten Bude eines Belgiers,
der seine potthässlichen Möbel leider unbedingt drin lassen wollte (bzw. die
Etage, die man ohne allzu hässliches Zeug hätte mieten können, hat keinen Zugang
zum Garten), bis zu einem Chinesenstyle-Palast, der zwar sogar halbwegs
bezahlbar war, aber uns mit einem Wohnzimmer von knapp der Größe unserer
bisherigen Wohnung und vier Schlafzimmern ziemlich überfordert hätte, wenn wir
nicht noch massenhaft Personal dazu besorgt hätten. Aber in einem Häuschen
direkt am Mekong haben wir uns gleich alle wohl gefühlt und beschlossen, da gar
nicht mehr lang rum zu machen. Zweistöckig, mit einem riesen Bambus im Garten,
etwas außerhalb und drum sowohl bezahlbar als auch ruhig. Mal sehen, eigentlich
wollen wir nächste Woche schon rein.
Wir sind da, mittlerweile seit etwa 24 Stunden. Die im Wetterbericht
angekündigten Gewitter sind ausgeblieben, dafür ist es immer noch brutal heiß,
obwohl die Temperatur seit März wohl schon deutlich zurückgegangen ist. Die
Monsunsaison soll demnächst angfangen. Gestern
haben wir uns erst mal im Hotel installiert und einen kleinen Rundgang gemacht;
Leo würde am liebsten die ganze Zeit im Pool bleiben. Jetzt müssen wir uns
gleich mal um eine Bleibe kümmern und ein paar Makler abklappern – Fotos
gibt’s später.
Da ich den letzten Artikel vor lauter Fertigpackerei nicht rechtzeitig
publiziert habe, geht dieser jetzt gleich mit raus. Im Flugzeug habe ich gerad
keine Lust auf Filme und so schreib ich ein paar Zeilen über das Blog-System.
Das letzte Blog, das ich von Galapagos aus geführt habe, war ein (zum Ende hin
übel veraltetes) Wordpress. Das war so ein Fertig-Webspace von 1&1, den mir die
Kollegen zum Abschied geschenkt haben, und da war ich trotz meines fluchens über
Wordpressens Bilder-Handling einfach zu faul, da was ordentliches zu
installieren. Jetzt zum selbst-hosten wollte ich schon gern was Perl-basiertes.
Also Perl oder was ganz exotisches, Erlang oder so. Eher minimalistisch; die
meisten Blogs können viel zu viel Zeug, das ich nie brauche.
Blosxom schien mir vom Handling nicht
schlecht, da kann man die Artikel in ein Git-Repo stecken und Blosxom liefert
die dann direkt vom Filesystem aus. Leider ist das mit den ganzen Plugins, die
man für diverse Funktionalität so braucht, auch ganz schön aufwendig und nicht
so schnell, wie man es bei dieser Einfachheit erwarten würde.
PearlBee sieht so als
Wordpress-Ersatz ganz hübsch aus, benutzt auch Plack und wird sehr aktiv
weiterentwickelt, aber ist mir bisher noch zu buggy. Außerdem braucht es
diverses Javascript-Gedöns, um so auszusehen wie es soll. Sachen wie MovableType
sind alles andere als minimalistisch. Da bin ich auf
Chronicle gestoßen: klein, sehr
schnell, man kann in verschiedenen Formaten wie reinem Text, HTML oder Markdown
schreiben, und es spuckt statisches HTML aus. Da bin ich ja eh ein Fan
von :)
Das ganze läuft jetzt einfach im postreceive-Hook eines Git-Repos – und
schon ist Web-Publizieren wieder fast so einfach wie 1992 :) OK, dank Markdown
schreibt es sich jetzt tatsächlich etwas angenehmer. Und ich kann im Flugzeug
bloggen, ohne das Megabyte Airnternet-Volumen für $2 oder so kaufen zu müssen.
Da müssen noch einige zigtausend Zeilen JavaScript geschrieben werden, bis das
mit anderen Blogs mal funktioniert.