Oh, Weißwörschd!

Das war Leos spontaner Kommentar angesichts dieses Straßengrills mit Bananen drauf.

Laotische Weißwürste

Schon witzig, er ist ja jetzt schon länger in Laos als er insgesamt je in Bayern war, aber so ein bisschen bayrische Sozialisation schlägt immer noch durch.

Die Generalisierung Grill → Würstchen; Würstchen+klein+weiß → Weißwürstchen ist auch cool, nachdem er Weißwürstchen auf dem Grill garantiert noch nie gesehen hat. Echt, ich schwör! Nicht mal bei uns. Nicht dass uns da noch jemand das Rosenheimer Jugendamt auf den Hals schickt. Sowas verjährt bestimmt nicht.

S-ID-Check WTF

Ich hab die Tage meine Sonnenbrille runtergeschmissen. Ganz kaputt ist sie nicht, aber die Polarisierungsschicht hat eine ausreichend große Macke, um sich nach einer neuen umzuschauen. Da ich eh in Kürze ein Päckchen aus Deutschland kriege (neue Laptop-Tastatur – Thinkpad-Tastaturen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren, nämlich nahezu unkaputtbar), habe ich eine online gekauft. “Hallo”, sagt mir die Kreditkartenbezahlseite, “schön, dass du unseren SecureCode eingegeben hast, aber der geht jetzt zum letzten Mal. Wir haben uns nämlich was noch tolleres und sichereres ausgedacht”.

Kann ja heiter werden.

Zuerst werde ich auf eine obskure Site namens sparkassen-kreditkarten.de umgeleitet:

sparkassen-kreditkarten

“This website does not supply ownership information”. SRSLY, Sparkassenkartenhanseln?! Modernen Firlefanz wie DNSSEC will ich ja gar nicht erwarten, aber jeder Depp kann sich so ein Zertifikat bei StartSSL oder so klicken. Meine Sparkasse ist nicht gerade eine Großstadtfiliale, aber selbst die haben ein besseres Zertifikat. Dann ein englischer Title-Text auf einer ansonsten deutschen Seite, eine FAQ, wo drinsteht “Achten sie auf eine sichere Verbindung”, die aber just zur Erklärung dessen, was sie unter “sicher” verstehen, einen kaputten Link enthält … geht’s noch dubioser? Ist laut Aukunft der Hotline aber echt. Ich hab ihnen gesagt, dass die FAQ kaputt ist, aber das ist sie natürlich auch Tage später immer noch.

Um das neue und angeblich jetzt gesetzlich vorgeschriebene Verfahren nutzen zu können, muss ich mir (zumindest im Ausland, wo man SMS-TANs vergessen kann) eine App installieren:

sparkassen-kreditkarten

Veröffentlicht von “Netcetera-Doppelleerzeichen-Finanzen” (wer zur Hölle ist das?), bewertet mit zwei Sternchen von fünf. Super.

sparkassen-kreditkarten

Ah, stimmt nicht: 1,8 Sternchen, nachdem sie von über drei Vierteln der Benutzer die schlechtestmögliche Bewertung bekommen hat. Ob die wirklich so schlecht ist, habe ich noch nicht ausprobieren können. Man braucht einen Autorisierungscode dafür, der in einer 1¢-Überweisung auf die Kreditkarte angegeben wird. Bloß ist im Onlinebanking die Kreditkarten-Umsatzübersicht auch nicht mehr zu finden. Jetzt muss ich auf die Papier-Abrechnung warten.

Golden Buddha Facepalm

Schach Matt bei Vollmond

Montag war Vollmond, und dieser war mal wieder Anlass für einen hohen buddhistischen Feiertag – die gehen ja immer nach dem Mondkalender – und zwar Ok Phan Sa, das Ende der Fastenzeit. Es darf also auch unter Gläubigen wieder ordentlich gebechert werden. Vorher allerdings müssen die Sünden des alten Jahres symbolisch in den Fluss verklappt werden (als hätte das südchinesische Meer nicht schon genug am Hals mit dem ganzen Plastikmüll, den man unabhängig von der Jahreszeit den Fluss runter schickt), und nachher trifft sich die ganze Stadt zum Boun Xuang Heua, dem Fest zum Bootsrennen.

Sündenschiffswerft

Hier werden die Schiffchen produziert, die nachher mit Kerzen, Räucherstäbchen und Sünden beladen den Mekong runterschippern dürfen. Die Basis bildet eine dicke Scheibe von einer Bananenstaude. Die sind extrem saftig und schwer und man denkt, die könnten nur sofort absaufen, aber tatsächlich sind sie ideal geeignet: sie können sich nicht mehr vollsaugen, und innen haben sie eine luftgefüllte Wabenstruktur, die sie leicht genug macht und fast unkaputtbar ist.

Schiffchen

Noch deutlich prächtiger dekoriert als die üblichen Buddhatagsgaben.

Leo, Fa & Pu

Auch die Eltern von Leos Freundinnen bieten welche zum Verkauf an. Jedes Lädchen hat seinen speziellen Stil.

Glücksbändchen

Leo bekommt von ein paar Novizen ein Glücksbringerbändchen angelegt.

Feuerschiff

Einige Boote bleiben an Land und werden nur mit Kerzen und anderem Feuerzeugs dekoriert. Letztes Jahr waren wir in Si Phan Don an der Grenze zu Kambodscha, da haben sie einige davon am Schluss auch ganz abgefackelt.

Ruderboot

Den Ruderern aus Knetgummi ist es z.T. schon etwas zu heiß geworden.

Feuerschiff 2

Ich muss sagen, der Unterschied von Handyfotos zur auch nicht gerade alten Lumix LX-7 schwindet zusehends.

Schiffchen im Wasser

Los geht’s, flussabwärts mit Räucherstäbchen.

Stapellauf

Gedränge beim zu-Wasser-lassen.

Sorgfältiger Stapellauf

Dieser Mann ist kurzerhand selber in den Fluss gestiegen, um sein besonders prächtiges Boot ordentlich in die Strömung zu bugsieren. Wahrscheinlich hat er besonders viele Sünden zu expedieren – eine davon ist schon mal, ein Styroporboot zu benutzen. Glitzert im Kerzenlicht mit seinem Goldglitterspray drauf natürlich besonders schön, hält sich dafür aber auch ein paar Jahre im Meer.

Mönche mit Booten

Auch die Mönche bringen ihre Schiffchen ans Wasser.

Mönche mit Handy

Manchmal ganz unmönchisch: der neue muss die älteren Kollegen mit dem Handy knipsen.

Prozession

Anschließend noch eine Prozession: alle in weiß hinter den orangen Mönchen her dreimal um den Tempel. Dieser enorme Buddha steht gleich in der Nachbarschaft; durch den Tempel radle ich immer mit Leo in die Schule.

Feuerwerk

Das mitgebrachte Feuerwerk haben wir dann noch beim Grillen abgefackelt, während von den Tempeln noch die Kerzenschiffchen vorbeigeschwommen kamen.

Das ganze wird eigentlich in Thailand genauso gefeiert, aber von da hörte man die Tage fast keinen Ton. Wie überhaupt die übliche Beschallung von da drüben gerade komplett fehlt. Die nehmen das ja so richtig ernst mit ihrem toten König. Da ist jetzt erst mal einen Monat Schicht mit allem, was nach Spaß klingt; Bars, Clubs und ganze Rotlichtviertel sind zu, und dann ist noch ein ganzes Jahr Staatstrauer; mal sehen, was da noch an Feiereinschränkungen bestehen bleibt. Mit dem Kronprinzen, der hauptsächlich in München lebt und jetzt erst mal verkündet hat, er “brauche Zeit”, wird die auch nicht vor der Zeit zu Ende sein.

Theme kaputt

Menno, hab ich mir schon wieder das deutsche Blog-Theme zerschossen gehabt. Ich muss dieses Chronicle bald mal forken, so langsam wie die mit meinen Pull-Requests sind.

Damit hier nicht nur Gejammer steht, hier noch ein bisschen Engrish.

Blvklist

Engrish ၅

uncomportable (adj.): unerträglich

Working a head. Sorry for Uncomportable

Windpocken oder echte?

Pock Grilled

Ich hätte auch gern so eine Gartenromanze implantiert, bitte.

Encounter you and romantic home with bathing lines

Eins der schönen Fietschers im Engrischen sind ja die Konversionen. Ist das erste Wort da jetzt ein Adjektiv oder ein Substantiv?

Drunk with honey blush

Gimme that bloomin’ baby look concealer already, I look like a 2yo again!

Blooming baby look concealer

Wertvolle Erziehungsratschläge auf chinesischen Star-Wars-Figuren. Das mit den Fingern im Mund muss ich Leo auch immer noch sagen. Wenn er bloß auf Darth Vader besser hören würde! Aber gut zu wissen, dass er letztendlich auch (vermutlich mostly) harmless ist.

The fierce on the war, likely imperial helmet part fade, the children are
harmless, but don’t put your hands in your mouth.

shutdown -h now 'i can haz obama'

Leo hat jetzt eine Woche Sonderferien. Die Schule ist wie die meisten anderen mit einem etwas größeren Einzugsbereich mal eben dicht gemacht worden, weil gerade das große ASEAN-Meeting mit Großkopfaten bis hin zu Obama stattfindet.

Seit ein paar Tagen steht auf allen großen Straßen buchstäblich alle 50 Meter ein Uniformierter mit einem Schildchen um den Hals und dreht Däumchen – nach Einbruch der Dunkelheit sieht man sie auch mal Bier trinken, weil sie sich auf ihrem Ausguck nach gefährlichen Terroristen sicher zu Tode langweilen. Heute und für den Rest der Woche werden die entsprechenden Straßen dann einfach komplett dicht gemacht und es gibt eine Ausgangssperre ab 22 Uhr. Mal sehen, wie die Leute jetzt z.B. von hier zum Flughafen kommen. Der ist auf der anderen Seite der Stadt und normal fährt man da genau durch die Zone mit den ganzen Ministerien und so durch. Wahrscheinlich muss man einmal 40 km ganz außen um die Stadt rum.

An den größeren Hotels haben sie futschneue Metalldetektoren und Röntgengeräte hingestellt, da kommt man nur noch mit Sicherheitsscan rein. Mein Telefon enthielt offenbar nicht genug Metall für den einen Detektor, durch den ich zweimal durchgelaufen bin, und auch das andere Gedöns wie Gürtelschnalle und Schlüsselbund, das am Flughafen immer piepst, haben sie nicht gefunden. Wahrscheinlich zeigt der “Röntgen”-Bildschirm auch eher das Fratzenbuch.

Team Dai Challenge Video: jetzt aber!

Wieso sagt mir das denn keiner, dass man in Deutschland das Team-Dai-Video wegen des üblichen Gema-Gehampels nicht sehen darf? Wie “Deichkind” schon sagte: Alles muss man selber machen lassen! Ich lass das dann mal meinen Server machen:

Lebensmittel-Shoppen auf Laotisch

Lebensmittel einkaufen ist hier eine gewöhnungsbedürftige Sache. Die Läden sehen alle so ähnlich aus: Chok Dee Mart

Das ist jetzt zufällig der, der hier in der Gegend das beste Fleisch hat. Gehört einem Australier; vermutlich hat seine laotische Frau den Namen ausgesucht, der so viel wie “guter Führer” heißt. Der Laden ist 200 m von unserem letzten Haus entfernt, aber das mit dem Fleisch haben wir küzlich erst mitgekriegt. Gemappt hatte ich den schon lang, da hatte er aber dieses Transparent mit “Quality Meats” noch nicht da hängen.

Es wird hier immer nur über Mundpropaganda weitergegeben, wo es was zu kaufen gibt. Neulich sind wir mal da gucken gegangen, wo wir gehört hatten, dass der Großhändler ist, der die ganzen Supermärkte für die Ausländer mit importiertem Zeug beliefert. Es hieß, der vertickt auch an Privatleute, und deutlich billiger als im Supermarkt.

Eingang Der Eingang sieht wie üblich aus wie eine ranzige Garage mit einem Tischchen drin.

Zweistöckiger Riesenkühlschrank Dahinter versteckt kommt dann das Importparadies in Form zum Teil zweistöckiger Kühlhallen/-container. Das zweite Stockwerk ist da so aus Sperrholz reingezimmert. Das ist die kühlschrankkalte Abteilung mit Wein, eimerweise Senf, Gewürzen, Nüssen und sonstigem abgepacktem Zeug.

Die Fleisch- und Fischabteilung Die Fleisch- und Fischabteilung. Das war wohl tatsächlich mal ein LKW-Kühlcontainer, dem sie noch ein paar Styroporplatten außen draufgeklebt haben. Hat etwa -10°C.

Zwischen den Containern Zwischen den Containern, die in einer Wellblechhalle stehen, sieht es so aus. Erst mal gewöhnungsbedürftig, aber recht überlegt ziehe ich das doch den psychologisch-manipulativ durchdesignten Konsumtempeln mit vorne den Frauenklamotten und Brot&Butter ganz am hinteren Ende vor.

Echte Importware Man importiert wohl tatsächlich aus aller Welt. Aber seit wann schreibt man “Haferflocken” im CamelCase?

Fisch im Tiefkühler Das ist der kälteste Raum, noch mal ein paar Grad unter dem Container.

Hat sich gelohnt, die Tour. Zwar ist das fast 15 km zu fahren, aber wenn man größere Mengen kauft, taugt das schon. Da haben wir jetzt auch das sonst unmöglich zu findende Vollkorn-Roggenmehl im 10 kg-Sack gefunden, so dass wir endlich eigenes Brot backen können. Baguette und so gibt’s zwar anständige, den französischen Ex-Kolonialherren sei Dank, aber Roggenbrot machen sie nur für Expats und entsprechend extrem teuer.

Nicht machen!

Folgendes kostet im Klo am Grenzübergang Lao-Thai Friendship Bridge umgerechnet 2,20€:

No wash your feet. No vomit on basin. No stand on flush toilet. No wash baby
ass on floor. No pee on floor.

Ob es Geld kostet, das zu tun oder aber nicht zu tun, lässt die Liste etwas unklar. Und falls letzeres: das meiste kriege ich ja hin, aber wo bekomme ich denn hier dieses Eselfohlen?!

Zugbrücke hoch!

Eigentlich haben wir’s uns ja gewünscht. Die Straße vor unserem Haus ist eine ganz fiese Schlaglochpiste – in der Trockenzeit ist sie in Staubwolken gehüllt, die die vom Mekongkies-Verladeplatz kommenden LKWs hinter sich herziehen, in der Regenzeit wechseln sich tiefe, mit flüssigem Matsch gefüllte Wannen mit einer superglitschigen Fahrbahn ab, so dass man mit dem Moped oft im ersten Gang mit schleifender Kupplung da durchjuckeln muss. Haben wir diverse Male gemacht, als wir das jetzige Haus gesucht haben und noch kein Auto hatten. Der schlimmste Teil ist zwar zum Glück stadtauswärts von uns, aber die 500 m zur Thadeua Road sind schlimm genug.

Vor ein paar Monaten haben sie jetzt neben dem schönen alten Baum vor unserem Tor noch diverse andere abgesägt, einige Böschungen weggebaggert, und damit die Hoffnung genährt, dass sie die Straße jetzt vielleicht mal ordentlich reparieren. Immerhin machen sie grad eine Menge Straßen in der Stadt neu mit dickem Beton. Das dauert ewig, aber sieht so aus, als würde das auch halten. Unsere Straße haben wir uns sagen lassen dass vor zwei Jahren auch repariert worden ist, aber so, wie sie auch viele Landstraßen machen: mal kurz mit dem Hobel und der Walze drüber und dann dünnen Asphalt draufgekippt. Das hält bei dem Schwerlastverkehr natürlich nur bis zur nächsten Regenzeit und das Endergebnis mit abwechselnd versifftem Teer und Schlaglöchern ist oft schlimmer als eine reine Erd- oder Schotterstraße.

Und dieser Tage haben sie tatsächlich zu graben angefangen. Unsere Einfahrt sieht jetzt so aus:

Einfahrt

Wenn es regnet, haben wir da einen zünftigen Burggraben vor unserer feudalen Residenz. Wie du da rein und raus kommst, ist dein Problem. Als jemand mal einen Polier auftreiben konnte, der wenigstens Lao versteht (die Bauarbeiter sind alles Chinesen), und den gefragt hat, ob man da nicht demnächst ein paar Bretter kriegen könnte, um nicht schon auf dem Weg zur Arbeit Gefahr zu laufen, sich den Hals zu brechen, war die Antwort recht knapp: Nö.

Mal schauen, ob sie noch dieses Jahr damit fertig werden.